Vermehrung über Stecklinge

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Chilipflanzen lassen sich durch Stecklinge vermehren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen ich mehr oder weniger Erfolg hatte. In dieser Anleitung stelle ich die Methode vor, mit der ich bisher eine hohe Erfolgsquote hatte. Abgewandelt funktioniert es in dieser Art auch mit Steinwollewürfeln.

Benötigt wird ein Kokostabs, ein Pikierstab oder Schaschlikspieß, eine Schere, ein scharfes Messer oder besser eine Rasierklinge, eine kleine Schale mit lauwarmen Wasser zum Einweichen des Kokostabs, ein Minigewächshaus und natürlich eine Chilipflanze, von der ein Steckling geschnitten werden kann. Die Schneidewerkzeuge sollten desinfiziert werden.

Am besten ist es, zuerst alle Vorbereitungen zu treffen bevor der Steckling geschnitten wird. Die Zeit bis zum Einsetzen in den feuchten Kokostab muss so kurz wie möglich sein, damit die Schnittkante nicht oxidiert. Zuerst muss daher der Kokostab eingeweicht werden.

Steckling_XSBF3_1.jpg


Mit dem Pikierstab (oder Schaschlikspieß) wird nun das Loch für den Steckling vorbereitet. Es darf ruhig ein wenig mehr Durchmesser als der Steckling haben. Das Kokos muss sowieso am Steckling nach dem Einsetzen angedrückt werden.

Steckling_XSBF3_2.jpg


Als nächstes wird der Steckling ausgesucht und mit der Schere abgeschnitten. In diesem Fall ist es die Spitze des rechten Astes im Bild, die oberhalb des fünften Blattknotens (gezählt von der Spitze) abgeschnitten wird. Der Steckling hat also vier Blattknoten. Mehr sollten es nicht unbedingt sein, denn je größer der Steckling ist, desto schwieriger ist die Versorgung, da ja anfangs keine Wurzeln vorhanden sind. Der Steckling darf auch nicht zu groß für das Minigewächshaus werden. Ein oder zwei Blattknoten müssen aber mindestens vorhanden sein, da sich an diesen Stellen später neue Triebe bilden und so ein neues Astwerk entsteht. Der Stiel sollte auch noch grün, also nicht verholzt sein.

Steckling_XSBF3_3.jpg


Blüten und evtl. beschädigte Blätter entfernt man vom frisch geschnittenen Steckling.

Steckling_XSBF3_4.jpg


Da nun mittlerweile sicher die Schnittkante angefangen hat zu oxidieren und der Druck der Schere wahrscheinlich einen Teil der Leiterbahnen im Stiel zugedrückt hat, schneidet man nochmal mit dem Messer oder der Rasierklinge ein kleines Stücks des Stiels sauber ab. Dabei sollte man aufpassen, dass der Stiel noch lang genug für das Einsetzen in den Kokostab ist.

Steckling_XSBF3_5.jpg


Den Steckling setzt man sofort in den eingeweichten und vorbereiteten Kokostab und drückt den Kokos am Stiel an. Gut eignet sich ein Pikierstab dafür.

Steckling_XSBF3_6.jpg


Der Steckling hat nun nur noch ein kurzes Stück Stiel und die Blätter für die Wasserversorgung. Daher darf er die nächsten Wochen nicht austrocknen, die Temperatur darf weder zu hoch, noch zu niedrig sein, und die Verdunstung über die Blätter muss verhältnismäßig gering bleiben.

Unterhalb der normalen Zimmertemperatur dauert es lange bis sich erste Wurzeln bilden oder es gibt sogar keine Wurzelbildung. Gute Erfahrungen habe ich mit Temperaturen von um die 25°C oderknapp darüber gemacht. Zur Verhinderung der Austrocknung und zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kommt ein aus mehreren Lagen Zewa gefaltetes feuchtes Kissen unten ins Minigewächshaus. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit wird der Steckling auch über die Blätter mit Wasser versorgt.

Steckling_XSBF3_7.jpg


Das Minigewächshaus sollte ab jetzt so hell wie möglich stehen, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung, damit es sich nicht zu stark aufheizt. In meinem Chilihaus unter der LED-Beleuchtung sind diese Bedingungen erfüllt. Ein Standort an einem hellen Fenster würde es auch tun, aber an meinem Südfenster ist die Sonneneinstrahlung zu stark.

Steckling_XSBF3_8.jpg
 
Das ist genauso gut wie ein Mini-GWH.
 
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Momentan habe ich seit mehr als eine Woche wieder Stecklinge zum Bewurzeln in einem Minigewächshaus stehen. Dieses Mal stehen sie aber nicht in Kokostabs sondern in Steinwolle. Mit Talpaplugs sollte es genauso gut funktionieren Stecklinge zu bewurzeln.
 
Mein erster Versuch vor ca. 3 Wochen hat leider nicht funktioniert. In der ersten Woche sah alles noch ganz toll aus, ich war erstaunt, dass die Stecklinge nicht die Blätter hängen ließen. Doch dann fingen ein paar Blätter an zu welken und da setzte dann auch direkt Schimmel an. Ich versuche es jetzt nochmal unter anderen Bedingungen. Ich hatte sie zwar recht warm stehen aber dafür nicht besonders hell. Jetzt stehen sie zwar heller aber auch nicht so warm, aber es hat ja auch keine Eile.

Die beiden Mini-Gewächshäuser hatte ich vor ein paar Jahren gekauft, ich weiß garnicht mehr genau für was, nur hatte sich dann rausgestellt, das sie sich dafür nicht besonder geeignet haben. So habe ich wenigstens eine Verwendung dafür und die Fensterbänke sind nicht ganz so leer, nachdem mir dieses Jahr einige Zimmerpflanzen eingegangen sind.

Hier versuche ich es mit Bishops Crown und 7 Pot

und das sind Lemon Drop und Thunder Mountain Longhorn.

Letztere scheint mir schwierig, weil sie so lange schmale Blätter hat. Ich werde darauf achten müssen, dass sie nicht bis auf den Boden hängen sonst faulen sie bestimmt. Jetzt heißt es erst mal abwarten.
 
Schimmel hatte ich auch schon an Stecklingen. Das fing meistens an vergessenen Blütenknospen an. Die gingen nicht auf, fielen aber nicht ab oder blieben in der Verzweigung hängen. Die bekamen schnell Schimmel. Wenn man die rechtzeitig entfernt kann der Steckling noch etwas werden. Wenn nur einzelne Blätter betroffen sind, macht man sie einfach ab. Nicht immer verhindert das den Erfolg bei der Bewurzelung. Man sollte aber das Minigewächshaus reinigen, damit die Schimmelsporen weg kommen.
 
Ich hatte dir betroffenen Blätter zwar entfernt, aber das Klima war scheinbar auch nicht das richtige, sie warfen mit der Zeit alle Blätter ab und verdorrten dann. Aber solange ich noch Material habe, werde ich es weiter versuchen. Ansonsten hoffe ich , dass ich die ein oder andere Pflanze über den Winter bekomme, dazu werde ich sie die Tage noch zurückschneiden. Wäre allerdings auch nicht schlimm wenn sie nicht alle durchkommen, nach dem Erntetreffen möchte ich doch lieber ein paar neue Sorten.
 
So um die 25°C sind gut und hohe Luftfeuchte. Es sind ja erst keine Wurzeln da, aber über die Blätter kann auch Wasser aufgenommen werden. Licht sollten sie aber genug bekommen.
 
Gestern habe ich eine Blattdüngung gemacht. Später habe ich dann vergessen den Deckel wieder auf das Minigewächshaus zu machen. Ein Steckling der Rocoto P360 war bereits eingegangen. Der zweite Steckling dieser Sorte ist über Nacht vertrocknet. Gestern Abend sah er noch gut aus. Die drei Stecklinge der Vicentes Annuum haben nun auch teilweise vertrocknete Blätter, sehen aber noch etwas besser aus. In der Nähe der Heizung ist die Luftfeuchtigkeit leider zu niedrig für Stecklinge, die noch nicht richtig Wurzeln gebildet haben. Die Verdunstung ist über die Blätter zu stark wenn das Gewächshaus nicht geschlossen ist und die Luftfeuchte hoch hält. Eventuell schafft es wenigstens einer der Stecklinge der Vicentes Annuum.
 
Trotz der kleinen Katastrophe hat einer der Stecklinge der Sorte Vicentes Annuum Wurzeln bekommen. Er hat zwar sämtliche alten Blätter verloren, bekommt aber neue. Ich dachte schon, ich müsste nun alle Stecklinge entsorgen. Von dieser Sorte brauche ich nur eine Pflanze, weshalb es nicht schlimm ist wenn die anderen beiden Stecklinge nichts mehr werden. Schade ist nur, dass beiden Stecklingen der Rocoto P360 eingegangen sind. Allerdings habe ich bereits zwei von gewünschten drei Rocotosorten und noch weitere ausgesät.
 
Alle drei Stecklinge der Annuum-Sorte Vicentes Annuum haben Wurzeln bekommen. Bei den beiden letzten hat es 5 Wochen gedauert. Unten im Wasser sind Wurzeln zu sehen, die aus den Steinwolle-Plugs heraus wachsen. Zum Schluss musste ich die Stecklinge allerdings per Blattdüngung versorgen. Während der eine Steckling gut durchkam und eine Woche früher Wurzeln als die anderen hatte, ist der erste Rocoto-Steckling relativ früh eingegangen. Der zweite Rocoto-Steckling wäre ohne Missgeschick wahrscheinlich nicht vertrocknet. Die beiden letzten Annuum-Stecklinge hatten die letzten zwei Wochen schon helle Blätter. Wie man sieht, sollte man nicht zu früh aufgeben. Die alten Blätter werden sie sicher bald verlieren. Es sind bereits neue Triebe zu sehen. Sie bleiben noch ein paar Tage in der Steinwolle stehen und werden mit Hakaphos-Lösung 0,5g/l versorgt bis noch mehr Wurzeln zu sehen sind. Danach kommen sie mit der Steinwolle in 13x13 Töpfe in Erde. Die Steinwolle kann ruhig dran bleiben.

Stecklinge_20171116.JPG
 
Von meinen Stecklingen ist letztendlich nur einer übrig geblieben. Thunder Montain Longhorn ist es und wenn es auch nur ein schwacher Erfolg ist, es ist ein Erfolg. Aus dem Quelltöpfchen lugte unten ein Zipfel einer Wurzel, also habe ich den Steckling jetzt eingepflanzt und zu meinen Sämlingen unter die Lampe gestellt.
 
Die drei Stecklinge von der Vicentes Annuum wachsen zwar momentan wie Bodendecker, sind aber etwas geworden.
 
Hallo ich würde gerne wissen wann es eurer Erfahrung nach Sinn macht die pflanzenbfü das kommende Jahr zu ziehen ?
Samen spätestens vor dem letzten Frost das könnte ich schon lesen aber wann ist es soweit mit den Setzlingen?
Lg an alle und Danke für die Hilfe
 
Mit Kunstlicht ab Oktober/November C. pubescens und viele Wildsorten. Dezember/Januar C. chinense und Januar/Februar C. annuum. Februar/März dann C. baccatum und C. frutescens.

Ohne Kunstlicht geht es je nach Bedingungen später los.

Bei Ablegern spart man je nach Größe etwa einen Monat.
 
Super Beschreibung. Wusste gar nicht, dass das mit Paprikas funktioniert. Mir ist aber nicht ganz klar, was ein gutes Timing für Stecklinge ist: im Herbst und dann überwintern bzw. unter Kunstlicht einfach durch den Winter weiter wachsen lassen? Oder früh im Jahr, aber reicht das zeitlich überhaupt noch bis zur Reife?
 
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Zum Überwintern kann man Stecklinge nutzen. Die sollte man aber früh genug schneiden, denn Stecklinge funktionieren später im Jahr im allgemeinen immer schlechter. Und wenn alle nicht anwachsen hat man auch nichts mehr zum Überwintern.
 
Danke Markus. Dann werde ich das mal im frühen Sommer mit den größeren Pflanzen ausprobieren, die ich im Freiland pflanze und aus Platzgründen ohnehin nicht so gut überwintern kann.
 
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