Bei der Anzucht und dem Anbau von Chilipflanzen oder im Zusammenhang mit Chilis tauchen verschiedene Fragen häufig auf. Diese Anleitung gibt Antworten auf viele dieser Fragen.
1) Abkürzungen und Begriffe
Findet man in Abkürzungen und Begriffe.
2) Zu welcher Art von Pflanzen gehören Chilis?
Chilis gehören zu der Gruppe der Nachtschattengewächse (Solanaceae) wie z.B. auch Tomaten und Kartoffeln und zur Gattung Paprika (Capsicum). Siehe dazu auch die Beschreibung Gattung Paprika (Capsicum).
3) Wie kann man die 5 Hauptarten von Capsicum unterscheiden?
Infos über die Unterschiede der 5 Hauptarten von Capsicum gibt es in der Anleitung Die fünf Capsicum-Hauptarten unterscheiden oder in der Übersicht Capsicum-Arten unterscheiden.
4) Wie ist eine Chilifrucht aufgebaut?
Siehe dazu die Anleitung Aufbau Chilifrucht.
5) Welche Capsicum-Arten kann man erfolgreich kreuzen? Kann man Chilis kreuzen?
Siehe dazu die Kreuztabelle Capsicum und die Kreuztabelle für die Hauptarten von Capsicum.
6) Wie erkennt man Mangelerscheinungen?
Siehe die Anleitung zu Mangelerscheinungen.
7) Wann ist die Aussaat von Chilis sinnvoll?
Bei einer Anzucht mit Tageslicht am Fenster wird eine Aussaat im Februar empfohlen. Prinzipiell kann auch früher begonnen werden, aber meistens reicht in Deutschland das Licht noch nicht für ein gutes Wachstum aus. Mit einer Pflanzenbeleuchtung kann schon viel früher ausgesät werden, z.B. im Dezember. Siehe dazu auch die Anleitung Empfehlungen für die Aussaat von Chilis.
8) Müssen die Pflanzen an das Sonnenlicht gewöhnt werden?
Bevor Chili- und Paprikapflanzen dauerhaft ins Freie können, muss man sie an das Sonnenlicht gewöhnen. Siehe dazu die Anleitung Gewöhnung der Pflanzen an das Sonnenlicht.
9) Müssen auch überwinterte Chili- und Paprikapflanzen wieder an das Sonnenlicht gewöhnt werden?
Auch wenn die Pflanzen in der Vorsaison draußen standen, müssen sie wieder an das Sonnenlicht gewöhnt werden.
10) Wie wird die Schärfe von Chilis bestimmt?
Früher wurde die Schärfe durch einen Geschmackstest mit mehreren Personen ermittelt. Jede Testperson probiert verschieden stark verdünnte Lösungen und gibt an, in welcher sie die Schärfe gerade noch bemerkt. Anschließend werden die Ergebnisse aller Testpersonen miteinander verglichen. Diese Methode geht auf den amerikanischen Pharmakologen Wilbur L. Scoville zurück, nach dem auch die Einheit für die Schärfe von Chilis (SHU = Scoville Heat Unit) benannt wurde.
Heute misst man die Schärfe exakter durch Anwendung der Hochleistungsflüssigchromatografie (HPLC), welche in den 1980ern entwickelt wurde. Grob lässt sich das Verfahren so beschreiben: Die Proben werden getrocknet, das Capsaicin und die Capsaicinoide mit geeigneten Lösungsmitteln extrahiert, im HPLC untersucht und dadurch die Anteile des Capsaicins und der verschiedenen Capsaicinoide ermittelt. Die SHU werden daraus berechnet.
Beachtet werden sollte aber, dass sich die SHU-Werte von Chilis auf die Trockenmasse beziehen, die von Chilisoßen jedoch direkt auf die Soße. Die bei der Carolina Reaper gemessenen über 2 Mio. SHU reduzieren sich dadurch bei frischen Früchten dieser Sorte auf fast ein Zehntel des Werts.
11) C18H27NO3
Chemische Formel für Capsaicin
12) Wie scharf ist die Sorte X?
Siehe dazu die Schärfetabelle oder die Sortenbeschreibungen.
13) Wo ist die meiste Schärfe bei Chilis?
Der höchste Anteil von Capsaicin und Capsaicinoiden sitzt in den Scheidewänden, der Plazenta. Fälschlicherweise wird oft behauptet, die meiste Schärfe wäre an den Kernen. Dass an den Samenkörnern überhaupt Schärfe ist liegt daran, dass die Samenkörner von der Plazenta umgeben sind und deshalb mit Capsaicin in Kontakt kommen.
14) Wie kann man Chilis entschärfen?
Die Schärfe wird in den Scheidewänden produziert, die im Wesentlichen im oberen Bereich der Chilis zu finden sind. Diese kann mit den daran befindlichen Samen zum Entschärfen entfernt werden. Je schärfer die Sorte ist, desto wahrscheinlicher ist, dass trotzdem noch eine mehr oder weniger hohe Restschärfe bleibt.
15) Was kann man machen, wenn man etwas zu scharfes gegessen hat?
Möglichst ein gekühltes Milchprodukt oder etwas Käse essen. Niemals ein heißes Getränk zum Spülen benutzen! Auch kein Wasser trinken, denn das verteilt das Capsaicin nur weiter und macht es eher schlimmer.
16) Wie probiere ich eine mir unbekannte Chili-Sorte?
Am besten schneidet man die Frucht auf und riecht zunächst an ihr. Mit ein wenig Erfahrung ist dann schon eine erste Einschätzung möglich. Ölige Flüssigkeit im Innern, scharfer Geruch und eine ausgeprägte Scheidewand in der Frucht deuten auf hohe Schärfe hin. Anschließend sollte man ein winziges Stück von der Spitze der Frucht probieren, da hier der Schärfegrad im Allgemeinen am geringsten ist. Siehe auch Unbekannte Chilisorten probieren
17) Sind Zierchilis aus dem Supermarkt essbar?
Die Frage, ob die Früchte von Zierchilis aus dem Supermarkt bedenkenlos essbar sind, obwohl die Pflanze als "Zierpflanze - nicht zum Verzehr geeignet" ausgezeichnet ist, lässt sich nicht immer eindeutig beantworten. Wenn es sich einfach um eine Sorte handelt, die keine entsprechende Zulassung beim Bundessortenamt hat, deutet das erst einmal trotzdem auf die Essbarkeit der Früchte hin. Prinzipiell sind alle Chilisorten essbar. Es gibt jedoch einen Grund, warum man die Früchte von Zierchilipflanzen aus dem Supermarkt grundsätzlich nicht essen sollte, wenn die Pflanze als Zierpflanze ausgezeichnet ist.
Bei Zierpflanzen dürfen Pflanzenschutzmittel und Wachstumsregulatoren eingesetzt werden, die keine Zulassung für Gemüsepflanzen haben. Verschiedene dieser Mittel bleiben auch länger in der Pflanze als für Gemüse zugelassene Mittel. Prinzipiell können sie sogar gesundheitsschädlich sein. Mehr zum Thema gibt es hier.
18) Schadet es den Chilipflanzen wenn sie draußen im Regen stehen?
Prinzipiell schadet Regen nicht den Pflanzen. Probleme machen längere Regenphasen bei gleichzeitig kühlem Wetter, wenn das Wasser nicht richtig aus den Töpfen abläuft oder durch das viele Wasser alle Nährstoffe aus der Erde gespült werden. Man sollte daher ein lockeres Substrat nehmen und Töpfe mit Ablauflöchern für überschüssiges Wasser. Bei längerem Regen kann man die Töpfe so abdecken, dass nicht so viel Wasser hereinläuft.
19) Wann fängt man idealerweise an Jungpflanzen zu düngen?
Das hängt davon ab welches Substrat mit welcher Vordüngung man verwendet hat und wann und wie oft man umtopft. Bei Blumen-, Pflanz- oder Tomatenerde reicht die Vordüngung für mehrere Wochen. Anzuchterde ist wenig vorgedüngt, Kokoserde eventuell gar nicht. Bei Blumenerde braucht man oft erst nach 4 Wochen mit der Düngung anzufangen, bei Anzuchterde früher. Kokos muss oft von Anfang an gedüngt werden. Wenn man alle paar Wochen in einen größeren Topf mit Blumen-, Pflanz- oder Tomatenerde umtopft, bekommt die Pflanze jedes Mal frische Erde dabei und man braucht eventuell deshalb eine Zeit lang überhaupt nicht zu düngen.
20) Verwendet ihr auch Hakaphos und löst es im Wasser auf oder kann man das Pulver auch oben auf die Erde geben?
Prinzipiell geht beides. Man hat aber eine bessere Kontrolle, wenn man mineralische Nährsalze im Gießwasser auflöst. So vermeidet man auch eine lokale Überdüngung, die entsteht wenn das Nährsalz ungleichmäßig verteilt wurde.
21) Was bedeutet N-P-K bei Düngern?
Stickstoff (N), Phosphat (P) und Kalium (K) sind die Kernnährelemente von Pflanzen. Eine Angabe von 16/8/22 bedeutet, dass der Dünger 16% N; 8% P2O5 (Phospat); 22 % K2O (Kaliumoxid) enthält.
22) Was bedeutet Volldünger?
Ein Volldünger oder NPK-Dünger enthält alle drei Kernnährelemente von Pflanzen. Oft, aber nicht zwingend immer sind zusätzlich noch Spurenelemente oder Magnesium mit enthalten.
23) Die Früchte sind längst ausgewachsen, aber immer noch grün. Wann werden sie endlich reif?
Von der Fruchtbildung bis zur Reife dauert es meistens 6 Wochen bis 3 Monate. Wie lange es genau dauert hängt von der Sorte und vom Wetter ab. Bei warmem Wetter geht die Fruchtreife schneller als wenn es kühl ist.
24) Woran sieht man, dass Chilis reif sind?
Am besten erkennt man, dass Chilis reif sind, wenn sie zu ihrer Reifefarbe umgefärbt haben.
25) Die Saison ist zu Ende und viele Früchte sind noch unreif. Was kann man damit machen?
Zum einen kann man die Früchte mit verschiedenen Methoden drinnen abreifen lassen (z.B. Anleitung Früchte am Saisonende abreifen lassen) oder man verarbeitet sie einfach grün. Dabei bietet es sich z.B. an, die unreifen Früchte zu räuchern.
26) Werden die roten Früchte noch gelb?
Es gibt Sorten, die über mehrere Farben abreifen. Sorten, die von Rot zu Gelb abreifen dürfte es keine geben.
27) Hilfe, meine Chilipflanzen haben Blattläuse! Was kann man tun?
Neben einfachem Absammeln der Schädlinge gibt es mehrere Möglichkeiten. Es können Nützlinge wie z.B. Florfliegenlarven oder Marienkäfer und deren Larven eingesetzt werden. Manche Leute schwören auf einen Brennnesselsud oder einen Knoblauchsud. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Zum Thema Pflanzenschutzmittel gibt es weitere Infos hier.
28) Welche Pflanzenschutzmittel sind für Paprika zugelassen?
Eine Liste in Deutschland zugelassener Pflanzenschutzmittel gibt es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: https://apps2.bvl.bund.de/psm/jsp/index.jsp
Hinweis: Wenn man in der Zulassungsdatenbank nach Mitteln für Chilis und Paprika sucht, muss man unter „Kultur“ „Gemüsepaprika“ auswählen.
Siehe auch die Anleitung Pflanzenschutzmittel für Chili und Paprika.
29) Kann man Saatgut aus getrockneten Früchten entnehmen?
Ob solche Samen keimfähig sind oder nicht, hängt davon ab bei welcher Temperatur die Früchte getrocknet wurden. Da gekaufte, getrocknete Früchte direkt in der Sonne oder in Dörrschränken getrocknet werden ist es relativ wahrscheinlich, dass die Keimquote viel schlechter als normal ist. Ausgeschlossen ist es aber nicht, dass etwas keimt.
30) Keimen Chilisamen aus tiefgefrorenen Früchten?
Beim Einfrieren im Gefrierschrank bilden sich Eiskristalle aus dem Wasser in den Früchten. Dadurch wird zumindest ein Teil der Zellstruktur der Früchte zerstört. Das ist auch der Grund warum die Früchte nach dem Auftauen nicht mehr fest sind. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Samen aus gefrorenen Chilis noch keimen, aber die Keimquote fällt oft sehr schlecht aus.
31) Kann man Samen aus frischen Chilis direkt aussäen?
Bei Chili und Paprika funktioniert auch eine Aussaat der frisch entnommenen Samen aus Chilis bzw. Paprika. Eine Vorbehandlung der Samen ist nicht nötig. Trocknen muss man die Samen nur wenn sie gelagert werden sollen.
32) Lohnt sich ein Überwintern der Pflanzen?
Viele Chilipflanzen tragen besser in der zweiten Saison. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie anders als frisch gesäte mit Vorsprung in die Saison gehen. Aus diesem Grund lohnt sich das Überwintern. Allerdings besteht auch immer die Gefahr, dass man Schädlinge mit ins Winterquartier nimmt, wo sie sich stark vermehren und keine natürlichen Feinde haben. Damit kann man auch andere Pflanzen oder die Neuaussaat für die kommende Saison gefährden. Daher sollte man die Pflanzen zumindest vorher gründlich abduschen, evtl. mit einem milden Pflanzenschutzmittel behandeln und beobachten. Sorten der Arten Capsicum annuum und Capsicum baccatum wachsen recht zügig und brauchen deshalb in aller Regel nicht überwintert zu werden. Am ehesten rentiert sich ein Überwintern bei Sorten der Arten Capsicum chinense und Capsicum pubescens.
33) Welche Sorte ist das?
Diese Frage wird häufig in den einschlägigen Internetforen oder Facebookgruppen zum Thema Chilianbau gestellt und ist leider nicht immer einfach zu beantworten. Es gibt sehr viele Sorten, die sich sehr ähnlich sehen. Teilweise sehen Sorten sogar identisch aus und unterscheiden sich nur durch eine unterschiedliche Herkunft. Ein leidiges Thema sind auch lokal uneinheitliche Sortennamen. Oft lässt sich nachträglich nur noch die Art eindeutig bestimmen. Es lohnt sich ein Blick in die Sortenbeschreibungen des Forums. Hier sind mehrere hundert Chilisorten beschrieben.
34) Ich habe Samen aus gekauften Früchten entnommen und ausgesät. Warum sehen die Früchte etwas anders aus als die gekaufte Frucht?
Das kann zwei Gründe haben: Entweder wurden sogenannte Hybridsorten (F1) angebaut oder mehrere andere Sorten wuchsen in der Nähe. Im ersten Fall spalten sich in der Folgegeneration die Eigenschaften wieder auf. Im zweiten Fall entsteht ein neuer Hybrid. In beiden Fällen unterscheiden sich dann die Merkmale von denen der ursprünglich gekauften Frucht.
35) Ich habe die Blüten mit Pollen einer anderen Sorte bestäubt. Werden die Früchte jetzt anders?
Die Merkmale der Frucht richten sich nach der Mutterpflanze. Einzig die Samen tragen bei einer sogenannten Fremdbestäubung die Erbmerkmale für einen Hybriden. D.h. die Frucht sieht auch dann so aus wie von der Mutterpflanze vorgegeben. Die Veränderung bemerkt man erst in der Folgegeneration, wenn man Samen entnimmt und wieder aussät.
36) Sind Chilis Lichtkeimer?
Chilis sind keine Lichtkeimer sondern Dunkelkeimer und benötigen daher kein Licht bis zur Keimung.
37) Sollte man Chilisamen einweichen?
Ein Einweichen der Chilisamen vor der Aussaat ist bei gut keimfähigem Saatgut nicht unbedingt nötig, verbessert aber eventuell die Keimquote. Siehe dazu auch die Beschreibung Einweichen von Chilisamen.
38) Ist ein Einweichen der Chilisamen mit Kamillentee sinnvoll?
Auch in Kamillentee vermehren sich schon nach wenigen Stunden Keime, sogar leichter als in reinem Wasser. Es bringt zwar normal nicht das Saatgut in Gefahr, aber besser ist ein Einweichen von Chili- und Paprikasamen in Wasser oder in Kaliumnitratlösung (KNO3, Salpeter). Weicheres Wasser ist zum Einweichen auch besser geeignet als hartes Leitungswasser. Wenn man nur hartes Leitungswasser zur Verfügung hat, greift man besser auf destilliertes Wasser zurück.
39) Welche Keimtemperatur ist optimal?
25°C bis 28°C.
40) Wie tief setzt man die Samen bei der Aussaat ein?
Die Samen setzt man etwa 0,5 cm bis 1 cm tief ins Substrat ein.
41) Es keimt nichts. Woran kann das liegen?
Es ist natürlich nicht immer ausgeschlossen, dass es an der Qualität des Saatguts liegt, aber oft keimt es aus anderen Gründen nicht oder nur schlecht. Oft ist einfach die Temperatur im Substrat zu niedrig. Wenn diese auf 25 bis 28°C gehalten wird, keimen die Chilisamen meistens in ein oder zwei Wochen. Zu nasses Substrat kann auch eine Keimung verhindern. Die Samen vergammeln dann einfach.
Wenn es mit der Keimung länger als normal dauert (mehr als 2 bis 3 Wochen) obwohl die Keimtemperatur (etwa 25 bis 28°C) stimmt, hilft manchmal eine Temperaturabsenkung um ein paar Grad für ein paar Stunden, so wie es nachts auch in der Natur der Fall ist. Siehe dazu auch die Anleitung Wenn es mal nicht keimen will...
42) Welche Lampen sind als Pflanzenbeleuchtung geeignet?
Neben speziellen Pflanzenlampen, wie z.B. LED-Pflanzenlampen und Natriumhochdruckdampflampen sind auch Leuchtstofflampen mit den Lichtfarben 865 (6500K) und 840 (4000K), LED-Leisten und LED-Strahler mit neutralweißem Licht und Metallhalogendampflampen als Pflanzenbeleuchtung gut geeignet. Wegen der mittlerweile guten Wirkungsgrade von LEDs sollte man LED-Pflanzenlampen einsetzen. Eine Aufstellung zu verschiedenen Pflanzenlampen findet ihr im Thema Pflanzenlampen für die Chili-Anzucht.
43) Die Beleuchtung während der Anzucht ist zu schwach. Kann man das evtl. durch eine längere Beleuchtungsdauer ausgleichen?
Im gewissen Rahmen kann man eine schlechte Lichtstärke durch längere Beleuchtungsdauer ausgleichen. Wenn die Lampen jedoch mit der zu beleuchtenden Fläche überfordert sind bringt das nicht genug Ausgleich. Man kann, wenn man die Aufrüstung mit weiteren Lampen unbedingt vermeiden will für eine kühlere Umgebungstemperatur bei den Pflanzen sorgen, z.B. nur 17°C bis 18°C. Dann vergeilt nichts, aber es wächst alles sehr langsam. Siehe auch die Anleitung PAR/Pflanzenlicht.
44) Wie hoch sollte die Beleuchtungsstärke bei Chilipflanzen in der Anzucht mindestens sein?
Für die Anzucht von Chilipflanzen ergibt sich bei etwa normaler Raumtemperatur ein ungefährer Mindestwert von 50μmol/(m²s), der errechnet ist aus dem Erfahrungswert von mindestens ca. 3500lx unter Leuchtstofflampen mit Lichtfarbe 865. Da der Lichtbedarf auch abhängig von der Temperatur ist und diese unter Kunstlicht durch die Abwärme der Lampe erhöht wird, sollte besser mindestens der doppelte Wert angestrebt werden. Siehe auch die Anleitung PAR/Pflanzenlicht.
45) Kann man Chili- und Paprikapflanzen auch im Winter ohne künstliche Pflanzenbeleuchtung großziehen?
Ja, die Anzucht von Chili- und Paprikapflanzen ist auch im Winter an einem hellen Fenster, am besten in Richtung Süden, ohne künstliche Pflanzenbeleuchtung möglich. Da die Lichtstärke zeitweise zu gering ist, sollte man die Temperatur relativ gering halten, z.B. nur 17°C bis 18°C. Dann verspargelt nichts, aber das erkauft man sich mit langsamerem Wachstum.
46) Die Samenhülle ist am Keimling geblieben. Was kann man tun?
Siehe dazu die Anleitung Samenhülle bleibt am Keimling.
47) Die Keimlinge sind dünn und lang gewachsen. Warum ist das so und was kann man nun tun?
Das Verhältnis von Licht und Temperatur hat nicht gestimmt und deshalb sind die Keimlinge vergeilt (verspargelt). Das Licht war zu schwach oder die Temperatur war für die entsprechenden Lichtverhältnisse zu hoch. Chilipflanzen brauchen recht viel Licht. Bei geringem Licht versuchen sie dem Licht entgegen zu wachsen. Wärme beschleunigt diesen Wachstumsvorgang. Da aber wegen des geringen Lichtes die Photosynthese zu wenig Energie liefert, bilden sich nur schwache Pflanzen in dieser Situation aus. Daher bilden sich lange Keimlinge, die irgendwann sogar zum Umfallen neigen. Entgegenwirken kann man dem nur durch mehr Licht und/oder geringeren Temperaturen. Sind die Keimlinge bereits verspargelt sollte man sie beim Pikieren bis fast direkt unter die Keimblätter eingraben.
48) Erste Blüten (Königsblüten) dran lassen oder nicht?
Siehe dazu die Anleitung Königsblüten ausbrechen?
49) Was bedeutet die Abkürzung CGN?
CGN bezeichnet Sorten aus der Saatgutsammlung der Universität Wageningen, Niederlande. CGN steht für „Center for genetic ressources, the Netherlands“.
50) Woher kann man Dünger, LED-Pflanzenlampen, usw. beziehen?
Hier gibt es eine Aufstellung mit Bezugsquellen.
51) Kann es sein, dass getrocknete Chilis wieder Wasser ziehen? Hatte sie getrocknet im Ofen, in die Mühle gepackt, und nun kommen sie mir wieder leicht feucht vor.
Wenn getrocknete Chilis nicht trocken genug gelagert werden, nehmen sie wieder Feuchtigkeit auf. Man sollte deshalb nur so viele getrocknete Chilistückchen in die Mühle füllen, wie man in ein paar Tagen verbraucht.
52) Wie gewinnt man sortenreines Saatgut?
Siehe dazu die Anleitung Sortenreines Saatgut produzieren.
53) Kann man Chilis durch Stecklinge vermehren?
Chilipflanzen lassen sich durch Stecklinge vermehren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die mehr oder weniger Erfolg brachten. Eine Anleitung dazu gibt es hier: Vermehrung über Stecklinge
54) Benötigen Chilis eine Winterruhe?
Nein. Dort woher sie ursprünglich kommen gibt es keinen oder keinen richtigen Winter. Sofern Licht und Temperatur stimmen können Chilipflanzen problemlos ganzjährig kultiviert werden.
55) Gibt es bunte Chilis?
Es gibt Sorten, die über mehrere Farben abreifen. Z.B. die Chinese Five Color hat unreif violette Früchte, die über cremefarben, gelb und orange nach rot abreifen. Ein ähnliches Farbenspiel gibt es bei der Sorte Condors Beak. Es gibt Sorten, die unter bestimmten Umständen Farbstreifen bilden.
56) Die Blätter bekommen auf der Unterseite kleine Knubbel. Was ist das?
Lassen sich die Knubbel leicht abwischen, werden Salze über das Blatt ausgeschieden. Das spricht für eine Überdüngung. Lassen sich die Knubbel gar nicht oder nur mit viel Druck abreiben (mit Druck darüber reiben sollte man besser nicht, beschädigt oft die Blätter) handelt es sich um Ödeme. Ödeme sind ein Zeichen für einen gestörten Wasserhaushalt. Das kann an zu starken Schwankungen bei der Wasserversorgung liegen, an zu viel Wasser oder an zu hoher Luftfeuchtigkeit. Eine starke Düngung bei Jungpflanzen, vor allem mit viel Stickstoff kann die Bildung von Ödemen mit zusätzlich begünstigen, da durch zu viel Stickstoff das Blattgewebe zwar schnell wächst aber relativ weich bleibt. Ödeme sind sozusagen eine Art Krampfadern von Pflanzen. Sie sind nicht gut aber auch nicht besonders schädlich für die Pflanzen. Ödeme treten oft nur an einzelnen Sorten oder Pflanzen auf, obwohl für alle die Bedingungen nicht stimmen. Bei Pflanzen, bei denen Ödeme auftreten, sollte man regelmäßiger aber jedes Mal weniger gießen, und wenn man bisher mit Wasser gesprüht hat damit aufhören.
57) Warum sind Superhots besonders scharf?
Forscher des Chile Pepper Institute der New Mexico State University haben heraus gefunden, warum Superhots im Gegensatz zu anderen Chilis enorme Mengen an Capsaicin und Capsaicinoiden produzieren. Das Capsaicin und die Capsaicinoide werden bei Chilis in kleinen gelb gefärbten Bläschen erzeugt, die man Vesikel nennt. Bei milden bis scharfen Chilis findet man die Vesikel auf der Plazenta, in der die Samen sitzen. Bei Superhots sind die Vesikel nicht nur auf der Plazenta vorhanden, sondern befinden sich auch auf dem Fruchtfleisch. Außerdem sind die Vesikel bei Superhots in größerer Zahl vorhanden. Da man das bei Wildsorten in dieser Form nicht findet, vermutet man bei Superhots das Vorliegen einer entsprechenden Gen-Mutation.
Quelle: https://nmsueddyag.blogspot.com/2016/02/nmsu-researchers-investigate-how-super.html
58) Kann man die Quelltabs beim Einsetzen der Keimlinge in die Erde dran lassen?
Beim Einsetzen der Keimlinge in Erde können die Quelltabs dranbleiben. Um den Quelltab ist außen ein mehr oder weniger feines Netz. Die Wurzeln von Chilikeimlingen sind recht fein und wachsen nicht immer bei allen Tabs gut durch das Netz durch. Daher bietet es sich an, das Netz vorsichtig etwas anzuschneiden oder eventuell ganz zu entfernen.
59) Die Pflanzen lassen nach dem Umtopfen die Blätter hängen. Erholen sie sich wieder?
Es kommt vor, dass Pflanzen (nicht nur Chilis) nach dem Umtopfen die Blätter hängen lassen, selbst wenn man sie angegossen hat. Normal erholen sich die Pflanzen bis zum nächsten Tag wieder.
60) Soll man Chilis ausgeizen?
Ausgeizen ist bei den meisten Chilis kontraproduktiv. Damit reduziert man die Äste, die Zahl der Blattknoten und damit die Anzahl der möglichen Früchte. Auswirkungen auf die Fruchtgröße hat man damit auch kaum oder gar nicht. Mit Ausgeizen reduziert man bei Chilis einfach unnötig die Ernte.
61) Wann soll der Deckel des Minigewächshauses herunter?
Der Deckel des Minigewächshauses sollte heruntergenommen werden sobald die Keimlinge aus der Erde sind. Ist noch nicht alles gekeimt, sollte man die Keimlinge pikieren oder herausnehmen, damit der Deckel zur Keimung der restlichen Samen geschlossen bleiben kann. Im Minigewächshaus ist es warm und feucht. Die Keimlinge neigen mit geschlossenem Deckel dazu stark in die Höhe zu wachsen. Durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit wird auch Wasser über die Blätter aufgenommen. Das sorgt für weniger starke Ausbildung der Wurzeln. Bleiben die Keimlinge zu lange in diesem Klima, kann es passieren, dass sie umfallen, wenn der Deckel abgenommen wird.
62) Die grünen, unreifen Früchte und teilweise die Stiele der Pflanzen bekommen lila Verfärbungen. Ist das eine Krankheit?
Nein, das ist keine Krankheit, sondern eine Art Sonnenschutz, die die Pflanze bildet. Siehe dazu auch die Anleitung Lila Verfärbungen an Stängeln oder Früchten.
63) Was bedeutet F1, F2, F3, usw. im Sortennamen?
Mit "F" und einer nachfolgenden Ziffer bezeichnet man eine sogenannte Filialgeneration. Dabei handelt es sich um Tochtergenerationen einer Kreuzung. F1 ist die erste Tochtergeneration, die aus einer Kreuzung zweier Sorten hervorgeht.
64) Welchen pH-Wert sollte die Erde ungefähr haben?
Der pH-Wert der Erde für Chilipflanzen sollte um ca. pH 5,6 bis 6,5 liegen. Eine Erde mit zu niedrigem pH-Wert kann man mit Algenkalk oder AZ-Kalk aufkalken. Ca. 10g Kalk pro Liter Erde erhöhen den pH-Wert allmählich um einen Punkt.
65) Wie erkenne ich bei einer Sorte mit unreif lila oder schwarzen Früchten wann sie reif werden?
Die meisten dieser Sorten reifen am Ende rot ab. Bei einer Pimenta de Neyde (C. chinense) ist es etwas schwieriger zu erkennen wann die Früchte reif sind. Es ändert sich beim Abreifen nur der Lilaton etwas, er wird leicht heller und die Frucht etwas weicher.
66) Welche Chilisorte ist die schärfste der Welt?
Siehe dazu die Anleitung Schärfste Chili.
67) Sind Paprika- und Chiliblätter essbar?
Siehe dazu die Anleitung Sind Chiliblätter essbar?
68) Werden Paprika scharf wenn sie neben Chilis wachsen?
Nein. Wenn eine Kreuzung zwischen der Paprika und einer scharfen Chilisorte stattfindet, wirkt sich diese erst nach der Aussaat der Samen aus einer kreuzbestäubten Frucht aus. Die Frucht entwickelt sich wie durch die Mutterpflanze vorgegeben ist. Nur die Samen beinhalten neue Erbanlagen.
69) Paprika- und Chilipflanzen haben eingerollte Blätter. Woran liegt das?
Oft ist das Einrollen der Blätter auf einen gestörten Wasserhaushalt zurückzuführen. Zu geringe Wassergabe, zu oft und zu viel austrocknen lassen, noch nicht ausreichend ausgebildete Wurzeln bei gleichzeitig hoher Sonneneinstrahlung oder starker LED-Beleuchtung kann für zu schlechte Wasserversorgung der Blätter sorgen. Ebenso kann die Ursache im Substrat zu finden sein. Ein zu hoher Salzgehalt im Substrat (z.B. durch Überdüngung) oder beschädigte Wurzeln oder andere Nährstoffungleichgewichte sorgen dafür, dass die Pflanze schlechter Wasser aufnehmen kann. Auch ein Überschuss eines Nährstoffes kann die Aufnahme von anderen Nährstoffen behindern. Siehe dazu die Anleitung Blätter rollen sich ein.
70) Wo findet man Anleitungen für Chilianbauanfänger?
Speziell für Anbauanfänger gibt es die Anleitung Chili-Anzucht mit Tageslicht und die Anleitung Chili-Anzucht mit Kunstlicht. Weitere Anleitungen findet man unter https://chili-pepper.de/anleitungen/.
71) Was bedeutet der Begriff "Fertigation"?
Als Fertigation bezeichnet man das Ausbringen von flüssigen oder wasserlöslichen Düngern durch ein Bewässerungssystem. Es ist ein Kunstwort, gebildet aus den englischen Wörtern "fertilization" (Düngung) und "irrigation" (Bewässerung).
72) Was ist zum Abreifen der Früchte am Ende der Saison wichtiger - Licht oder Wärme?
Am wichtigsten ist dafür genug Wärme.
73) Kann man gefrorene Chilis auftauen und dann trocknen?
Sofern die aufgetauten Chilis im Dörrautomaten oder im Backofen getrocknet werden ist das möglich. Wenn man sie mit einem Messer zerkleinern möchte, schneidet man die Chilis am besten im leicht angetauten Zustand.
74) Kann man gefrorene und aufgetaute Chilis zum Fermentieren verwenden?
Ja, aber am besten mischt man sie mit frischen Chilis.
75) Die LED-Lampe ist durch eine Zeitschaltuhr abgeschaltet. Warum glimmen im Dunkeln die LEDs?
Die meisten Steckerzeitschaltuhren schalten den Verbraucher nur einpolig vom Netz. Je nachdem wie die Zeitschaltuhr in die Steckdose eingesteckt ist, wird nicht die Phase sondern der Neutralleiter geschaltet. Trotz Abschaltung hängt die Beleuchtung weiter am spannungsführenden Leiter. Der normale Stromkreis ist zwar unterbrochen, es kann aber trotzdem ein sehr kleiner Strom über eine kapazitive Kopplung gegen Erde fließen. Schon dieser geringe Strom kann die LEDs zu einem schwachen Leuchten bringen. Wäre stattdessen die Phase abgeschaltet, wäre das Potential gegen Erde praktisch Null. Daher ist in einem solchen Fall die Lösung: Die Zeitschaltuhr einfach anders herum in die Steckdose stecken.
76) Ist es gefährlich wenn man Chiliöl mit frischen Chilis ansetzt?
Bei der Herstellung von Chiliöl sollte man keine frischen Chilis in Öl ziehen lassen. Davon ist unbedingt abzuraten. Ein so hergestelltes Chiliöl hält sich nicht lange und verdirbt gerne. Es können im ungünstigsten Fall sogar gefährliche Bakteriengifte entstehen. Am besten verwendet man zur Herstellung eines Chiliöls getrocknete Chiliflocken oder Chilipulver. Siehe dazu auch die Anleitungen Botulismus durch Chiliöl vermeiden und Chiliöl einfach selbst machen.
77) Kann man Chilis fermentieren? Wie fermentiert man Chili?
Neben verschiedenen anderen Methoden, um Chilis haltbar zu machen, wie z.B. Einlegen in Essigsud oder Trocknen und Verpulvern, kann man Chilis auch fermentieren. Durch eine Fermentation mit Milchsäurebakterien entsteht genügend Säure, welche die Chilis lange haltbar macht. Die Grundlage für die weltbekannte Tabascosauce wird ähnlich aus Chilis der Sorte Tabasco hergestellt. Wie man Chilis fermentieren kann ist in der Anleitung Saucenherstellung: Chilis fermentieren beschrieben.
78) Sind unreife Chilis giftig?
Grundsätzlich sind unreife Chilis in üblich gegessenen Mengen ungiftig. Siehe auch die Anleitung Sind unreife Paprika und Chilis essbar?
79) Wie groß sollte der Topf für Chilipflanzen sein?
Folgende, ungefähre Richtwerte für die Topfgröße sind empfehlenswert:
- klein bleibende Sorten: 5 Liter
- kleine Ziersorten, Candlelight-Mutant: 1,5 bis 3 Liter
- Chilisorten allgemein: ab 10 Liter
- verschiedene größere Baccatum-Sorten: ab 15 bis 20 Liter
- verschiedene größer wachsende Chinense-Sorten (z.B. Bhut, verschiedene Trinidad-Sorten): ab 15 bis 20 Liter
- Rocotos: ab 30 Liter
- Gemüsepaprika: ab 15 Liter
Paprika (Capsicum) hat Blüten, die einhäusig und zwittrig sind. Es sind also der männliche Teil (Pollensäcke) und der weibliche Teil (Stempel) gemeinsam in der Blüte enthalten. Nach der Bestäubung (die auch mit eigenen Pollen erfolgen kann, also Selbstbestäubung) bildet sich aus der Blüte die Frucht. Daher gibt es bei Paprika und Chili definitiv keine Unterscheidung zwischen weiblichen und männlichen Früchten. Siehe dazu auch: Geschlecht von Paprika (Capsicum).
81) Wo findet man weitere Anleitungen zum Thema Chilis?
Im Forum gibt es einen Bereich mit Anleitungen.
82) Wie kann man Schärfe von den Händen abwaschen?
Capsaicin und Capsaicinoide sind jedoch in Ölen, Fetten und Alkohol gut löslich. Das kann man beim Händewaschen ausnutzen und etwas Pflanzenöl auf die Hände geben, ein paar Tropfen Spülmittel oder alternativ Flüssigseife hinzu, verteilen, kurz einwirken lassen und dann mit warmen Wasser abwaschen. Siehe dazu auch die Anleitung Wie wäscht man die Hände am besten nach dem Chilischneiden?
83 ) Woran erkennt man, dass Chilipflanzen genug Licht hatten?
Chilipflanzen zeigen an, wenn ihnen das Licht reicht. Dazu sollte man sie nachmittags oder abends beobachten. Die großen Blätter reduzieren dann ihre Ausrichtung zum Licht, meist indem sie nach unten hängen. Die oberen und jungen Blätter sowie bei Keimlingen die Keimblätter stellen sich hingegen gerne auf, zeigen also mit den Spitzen nach oben. Dabei ist aber zu beachten, dass die Blätter auch herunter hängen können, wenn die Pflanzen zu wenig Wasser haben.
84) Woran erkennt man, dass Chilipflanzen zu wenig Licht hatten?
Ein Indikator ist der Wuchs. Eine Pflanze, die zu wenig Licht bekommt, wird bei eher kühlen Temperaturen nur sehr langsam wachsen, bei höheren Temperaturen hingegen stärker in die Länge wachsen. Die Äste wachsen dünner und die Abstände zwischen den einzelnen Internodien (Blattknoten) werden länger als normal. Keimlinge schießen lang und dünn in die Höhe.
85) Sind Chilipflanzen winterhart?
Chilipflanzen stammen aus Gebieten mit warmem Klima. Sie sind nicht winterhart und müssen frostfrei überwintert werden.
86) Was ist eine Panaschierung?
Eine Panaschierung oder Variegation ist das Auftreten verschiedenfarbiger Zonen auf Pflanzen. Das Wort Panaschierung leitet sich aus dem französischen Wort „panacher“, „mischen“ ab. Das Wort Variegation hat seinen Ursprung im Lateinischen, „variegare“, „abwechslungsreicher machen“. In Sortenbezeichnungen wird gelegentlich das Wort "variegated" für Sorten mit Panaschierungen verwendet. Eine Panaschierung wird bei Capsicum vorwiegend durch das Fehlen von Chlorophyll verursacht, was zu grünlichweißen Flecken führt. Besonders auffällig sind Panaschierungen auf den Blättern, doch können sie auch an anderen grünen Teilen einer Pflanze auftreten.
87) Warum bilden die Blüten der Chilipflanze keine oder nur sehr wenige Pollen?
Es kommen mehrere mögliche Ursachen in Frage, wenn Chili- oder Paprikapflanzen keine oder nur sehr wenige Pollen bilden:
- Capsicum-Art: Capsicum chinense bilden generell weniger Pollen als z.B. Capsicum annuum
- Pflanze noch nicht ausreichend ausgewachsen
- Trockenheit und Hitze
- Schlechte Nährstoffversorgung
- Pflanze steril (bei Chilipflanzen selten)
Ja und Nein. Erstens gibt es Paprika- und Chilisorten, die eine andere Reifefarbe als Rot haben. Diese Sorten werden also nicht rot werden. Wenn bestimmte Reifevorgänge bereits begonnen haben, kann sich auch eine bereits geerntete grüne Paprika oder Chili noch umfärben, also bei einer rot abreifenden Sorte noch rot werden. Wurde die Frucht so früh geerntet, dass die Reifevorgänge noch nicht begonnen haben, bleibt sie grün.
89) Sind grüne Paprika oder Chilis unreif?
Generell sind grüne Paprika oder Chilis unreif. Es gibt nur sehr wenige Sorten, die einen Grünton als Reifefarbe haben.
90) Soll man die ersten Blüten oder Früchte entfernen?
Siehe dazu die Anleitung Königsblüten ausbrechen?
91) Was bedeutet "Systemisches Pflanzenschutzmittel"?
Siehe dazu die Anleitung Was bedeutet "Systemisches Pflanzenschutzmittel"?
92) Wie sieht ein Sonnenbrand bei Chilipflanzen aus?
Bei Sonnenbrand bekommen die vorher grünen Blätter mehr oder weniger stark ausgeprägte hellbraune Verfärbungen. In der Anleitung Gewöhnung der Jungpflanzen an das Sonnenlicht ist ein Bild vorhanden, auf denen man einen Sonnenbrand an Blättern einer Chilipflanze sieht.
93) Wie kann man einen Sonnbrand bei Chilipflanzen vermeiden?
Ein Sonnenbrand lässt sich bei Chilipflanzen durch eine Eingewöhnung erreichen. In der Anleitung Gewöhnung der Jungpflanzen an das Sonnenlicht ist beschrieben wie das geht.
94) Welche Erfahrungen gibt es mit Semillas.de, Chilifee, Pepperworld Hot Shop, Chili-Shop24?
Im Forum gibt es einen Bereich mit Shop-Bewertungen. Diesen findet ihr hier.
95) Wie viele Scoville hat die Hot-Sauce End of Sanity?
Verschiedene Schärfeangaben findet ihr in der Schärfetabelle.
96) Wann können Chilipflanzen raus ins Freie?
Frostempfindliche Pflanzen, wie auch unsere Chilis, sollten erst nach den Eisheiligen nach draußen gestellt werden. Teilweise kann es aber auch noch bis Anfang Juni einzelne Frostnächte geben.
97) Wann sind die Eisheiligen?
Siehe dazu die Beschreibung Eisheilige - Wann können Chilipflanzen raus ins Freie?
98) Ist die "Baumchili rot" eine Rocotos oder nicht?
Rocotos, Capsicum pubescens werden auch als Baumchili bezeichnet. Daher kann eine Sorte mit der Bezeichnung "Baumchili rot" eine Rocotosorte sein. Es gibt jedoch auch eine Sorte der Art Capsicum annuum, die auch "Baumchili rot" heißt. Wie man u.a. Capsicum pubescens von Capsicum annuum unterscheiden kann, findet ihr in der Anleitung Die 5 Hauptarten von Capsicum unterscheiden.
99) Warum bekommt die Chilipflanze gelbe Blätter?
Siehe dazu die Anleitung zu Mangelerscheinungen.
100) Wie vermehrt man Chilis?
Chilis lassen sich über Saatgut vermehren oder über Stecklinge. Dabei sollte man die Empfehlungen für die Aussaat von Chilis, zur Einsaattiefe von Chili- und Paprikasamen und zur Keimtemperatur für Chili und Paprika beachten.
101) Warum gärt mein Chiliöl?
Vermutlich wurde das Chiliöl mit frischen Chilis angesetzt und nicht durchgehend kühl gehalten. Durch die frischen Chilis gelangt Feuchtigkeit in das Öl, eine gute Voraussetzung, dass es verdirbt. Wie man ein Chiliöl richtig ansetzt steht in der Anleitung Chiliöl einfach selbst machen.
102) Sind Chilipflanzen einjährig oder mehrjährig?
Chilipflanzen sind mehrjährig. Da sie kälteempfindlich sind, werden sie in unseren Breiten aber oft nur einjährig kultiviert.
103) Um wie viel reduziert sich die Frischmasse von Chilis beim Trocknen?
Die Trockenmasse von Chilis beträgt 1/10 bis 1/7 der Frischmasse. Bei der Trocknung von Chilis wird die Frischmasse der Früchte auf die Trockenmasse reduziert.
104) Ab welcher Dosis ist zu viel Capsaicin tödlich?
Die LD50 ist mit 47,2 mg Capsaicin pro kg Körpergewicht für Mäuse bei oraler Aufnahme (oral = durch den Mund) angegeben. LD50 bedeutet dabei eine tödliche Wirkung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50%. Die LD50 für Capsaicin bei Menschen kann als ähnlich hoch angenommen werden. Bei einem Menschen mit 75 kg Körpergewicht können etwa 3,5 g reines Capsaicin mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% tödlich wirken.
105) Darf reines Capsaicin in Lebensmitteln verwendet werden?
Laut der Verordnung (EG) Nr. 1334/2008, in Deutschland auch als "Aromenverordnung" bekannt, darf reines Capsaicin nicht in Lebensmitteln verwendet werden. Wer sich also "Blair's 16 Million Reserve" kauft und damit Hotsaucen für den Eigengebrauch herstellt, tut das auf eigene Gefahr. Verkaufen oder jemand anderem anbieten wäre aufgrund der Verordnung illegal.
106) Gemüse des Jahres
Chili und Paprika (Capsicum) war 2015/2016 Gemüse des Jahres. Das Gemüse des Jahres wird in Deutschland seit 1999 jährlich durch den Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) ausgerufen.
107) Sollte man die Samen für die Saatgutgewinnung vor dem Trocknen im Dörrautomaten entnehmen?
Die Keimquote von Chili- und Paprikasaat ist am besten, wenn das Saatgut schonend getrocknet wurde. Daher ist es am besten, die Samen vor dem Trocknen im Dörrautomaten zu entnehmen. Je nachdem wie hoch die Trockentemperatur ist, würden die Samen schlechter oder gar nicht mehr keimen.
108) Was ist zur Geschichte von Chili und Paprika bekannt?
Die Geschichte der Verwendung von Chilis reicht bis mindestens in die Jungsteinzeit zurück. Bereits etwa 6500 v. Chr. wurden in der Nähe der heutigen Mexico City wilde Chilis gesammelt und von Ureinwohnern als Gewürz verwendet. In Peru wurden damals die Chilis sogar als Währung akzeptiert. Die weltweite Verbreitung von Chilis begann erst tausende Jahre später. Die Chilis kamen erstmalig im Jahr 1492 mit Christoph Kolumbus nach Europa. Siehe dazu auch die Anleitung Geschichte von Chili und Paprika.
109) Woran erkennt man, dass eine Chili scharf ist?
Einen ersten Eindruck über die potentielle Schärfe einer Chili bekommt man bereits über das Aussehen der Frucht. Chilis der Art C. chinense mit einer rauen, unregelmäßigen Oberfläche sind oft besonders scharf, auch wenn es davon durchaus Abweichungen gibt. Bei den anderen Capsicum-Arten gibt das Aussehen oft nur wenig Hinweise auf die Schärfe. Wenn man eine Chili längst aufschneidet, sieht man ein weiteres Indiz für eine mögliche Schärfe, die Plazenta. Die Plazenta ist das Gewebe, an dem sich die Samen befinden. Bei Superhots ist sie meistens ziemlich ausgeprägt und geht fast immer bis runter in die Spitze. Da in ihr das meiste Capsaicin gebildet wird, bedeutet eine ausgeprägte Plazenta im Normalfall eine hohe Schärfe.
110) Kann man Chilipflanzen mit Kaffeesatz düngen?
Ja, Chilipflanzen können mit Kaffeesatz gedüngt werden. Kaffeesatz ist eine reichhaltige Quelle an Nährstoffen, insbesondere an Stickstoff, Phosphor und Kalium, die für das Wachstum und die Gesundheit der Pflanzen wichtig sind. Um Chilipflanzen mit Kaffeesatz zu düngen, kann man den Kaffeesatz zuerst kompostieren und in die Erde einarbeiten, direkt in die Erde einarbeiten oder ihn wie Tee verwenden und damit gießen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass zu viel Kaffeesatz die Boden-pH-Werte beeinflussen und dadurch die Pflanzen beeinträchtigen kann. Daher sollte man Kaffeesatz nur moderat und in Maßen verwenden. Direkt in die Erde eingearbeiteter Kaffeesatz kann auch zu Schimmel führen, was bei vorher kompostiertem Kaffeesatz nicht passiert.
111) Wo liegen die größten Chilianbaugebiete?
Ursprünglich stammen Chilis aus Mittel- und Südamerika. Heute liegt die weltweit größten Anbaugebiete für Chilis in Mexiko, China, Indien und Indonesien.
112) Warum verliert meine Chilipflanze ihre Blätter?
Siehe dazu die Anleitung Blätter werden abgeworfen.
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