Wie
hier schon geschrieben, habe ich mir die Famag Grilletta IM 10S HH in einem Abverkauf zugelegt. Ich mache kein neues Thema auf, passt ganz gut zu dem Thema hier.
Auf den ersten Blick macht die Grilletta einen ordentlichen Eindruck, auch wenn ich bei "Made in Italy" immer etwas skeptisch bin. Habe sie mir heute aus Neugierde etwas genauer angesehen und ein paar Abdeckungen abgeschraubt. Bitte nicht nachmachen.
Das hier gezeigte nicht nachmachen, Lebensgefahr. Es liegt Netzspannung mit 230V an, die Elektronik ist nach dem Ziehen des Netzsteckers nicht sofort stromlos. Zusätzlich Verletzungsgefahr beim Betrieb ohne Abdeckung durch bewegte Teile (Kette, Zahnräder, etc.).
So sieht die Maschine aus. 36kg Gewicht, Behälter mit 13,5l Volumen, schwenkbarer Kopf und herausnehmbarer Behälter, max. Teigmenge laut Hersteller 10kg, Nennleistung 550W bzw. 0,75 PS (Angabe des Shops). Vorwärts- und Rückwärtsbetrieb, Geschwindigkeit einstellbar.
Da die kleinere Grilletta 5
hier im Test nicht stark genug für die maximal angegebene Teigmenge war (5kg, 65% Hydration), ist es bewusst die Grilletta 10 mit stärkerem Motor geworden, die jetzt 4-5kg Teig, also z.B. für 3-4 Brote, in einem Durchgang schaffen sollte. Klingt erst mal gut, in Pizzerien habe ich Grilletta auch schon stehen sehen. Wie sieht es im Detail aus?
Nimmt man die obere Abdeckung ab, sieht das so aus:
Übersetzung per Kette vom Motor (links) auf den Knethaken (rechts). Die Motorachse zeigt in Richtung Boden, um von dort aus das Drehen des Behälters per Riemen zu ermöglichen. Erst von dort geht es hoch zum linken Zahnrad. Alles robust und einfach gebaut.
Das bläuliche Teil unten mit dem schwarzen Kabel ist ein Annäherungssensor. Er überwacht, ob der Kopf der Maschine unten und der Behälter eingesetzt ist. Er zielt auf den Rand des Behälters.
Warum hingegen das Schutzgitter des Behälters über so einen hin gebastelten Microschalter überwacht wird? Weil es billiger ist, vermutlich. Zu sehen im nächsten Bild rechts oben. Schwarzes Teil mit rechtsseitiger Metallfahne, die Kontakt mit einer Stange des Gitters hat. Funktioniert, optimal ist es nicht, ist aber einfach und günstig zu ersetzen. Links daneben auf dem silbernen Blech das Potentiometer (drei Kabel von unten kommend) zu Geschwindigkeitseinstellung und der grün/rote Anschlussblock des Schalters zum Ein- und Ausschalten der Maschine. Auch diese Teile sind gut erreichbar und einfach zu tauschen.
Die Steuerplatine und der Motor stammen von einer Firma namens Emax. Eine
Internetseite gibt es, ist aber nicht mit Inhalt gefüllt ("online soon"). Über den Motor habe ich im Internet nichts gefunden. Interessant ist, dass keine Leistungsangabe auf dem Typenschild des Motors steht. Die Sicherung am Netzeingang der Platine ist gelötet (SMD), ein extern zugänglicher Sicherungshalter wäre mir lieber. Abgesehen vom Motor war das schon die komplette Elektronik. Relativ servicefreundlich.
Im Motorraum sieht man noch jede Menge kleine Perlen von den Schweißarbeiten, die einfach überlackiert wurden. Auf den ersten Blick sieht die Lackierung der Maschine gut aus, schaut man genauer hin, sieht man diverse kleine Mängel. Stört mich jetzt aber nicht, damit hatte ich bei dem Kauf gerechnet. Es ist keine kleine, stylische Kitchen Aid sondern eine Maschine im Industrie-Look, die soll nur ihre Arbeit gut machen.
Die Lüftungsschlitze zum Motorraum sind großzügig bemessen, die offene Form, bietet allerdings keinerlei Spritz-/Staubschutz. Da würde ich mir eine andere Konstruktion wünschen. Eine Haube zum Abdecken der Maschine ist leider nicht dabei, aber da findet sich was. Dafür waren zwei Kochschürzen und eine für mich unbrauchbare Kochmütze (zu eng) dabei.
Der Motortreiber hat auf der Unterseite der Platine eine Aluplatte zur Kühlung. Ob diese mit Absicht so montiert wurde, dass sie auf dem Kopf der Schraube aufliegt, damit etwas Luftaustausch möglich ist? Eine Messung der elektrischen Sicherheit habe ich noch vor, ggf. frage ich bei Famag nach, ob das so sein soll.
Die komplette Steuereinheit wird von einer Schraube auf der Unterseite gehalten. Sie ist nach ganz rechts im Langloch geschoben, der Kühlkörper trifft daher wie oben gezeigt den Kopf der Schraube:
Die Aufnahme des Behälters funktioniert gut:
Topfunterseite:
Eine einfache Leistungsmessung mit Vollgas ohne Mehl habe ich noch durchgeführt. Anfangs wurden 180W angezeigt, was in etwa dem Wert auf dem Typenschild am Maschinengehäuse entspricht (230V/0,8A, 50/60Hz). Nach ein paar Minuten sank der Wert etwas. Im Knetbetrieb werden wahrscheinlich höhere Werte erreicht, das messe ich bei nächster Gelegenheit.
Die Temperatur an verschiedenen Bauteilen/Punkten auf der Oberseite der Platine und am Kühlkörper lag nach ca. 8 min bei unter 34°C, im Raum waren es 26°C. Auch diese Messung wiederhole ich beim nächsten Einsatz.
Im Betrieb unter Vollgas ist mir aufgefallen, dass die Kette ihr Öl in der Kammer verteilt, ein paar kleine Spritzer landen auch auf der Platine. Eine kleine Trennwand oder eine Abdeckung fehlen hier. Aber würden die Maschinen dadurch reihenweise aussteigen, hätte der Hersteller sicher schon reagiert. Vielleicht ist das aber auch eine "Sollbruchstelle", alles Spekulation, ich weiß es nicht.
Aktuell habe ich mir mit einem Stück Overheadfolie beholfen, dass ich L-förmig gefaltet, gelocht und mit Kabelbindern vor und über der Platine fixiert habe. An den Seiten der Platine ist noch reichlich Platz für einen Wärmeaustausch, sollte sie überhaupt so heiß werden, die obere Kammer hat keine Lüftungsschlitze. Nachmachen auf eigene Gefahr, davon zeige ich kein Foto.
Fazit:
Würde ich die Maschine empfehlen? Bisher ja, trotz der angesprochenen Punkte. Für den Preis ist sie sehr massiv und stabil gebaut, Elektronik und Mechanik sind auf ein Minimum reduziert, gut erreichbar und man bekommt Ersatzteile dafür. Display, Touchscreen, Folientaster, Programmspeicher, Beleuchtung hat sie nicht, was ich sehr gut finde. Der einzige Zweck der Grilletta ist das Kneten größerer Teigmengen (1kg bis ca. 10kg) und das macht sie bisher sehr gut.
To be continued...