Chili- und Paprikapflanzen lassen sich durch Stecklinge vermehren. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit denen ich mehr oder weniger Erfolg hatte. In dieser Anleitung stelle ich die Methode vor, mit der ich bisher eine hohe Erfolgsquote hatte. Abgewandelt funktioniert es in dieser Art auch mit Steinwollewürfeln oder Eazy Plugs. Stecklinge sind gut dazu geeignet um Chilipflanzen platzsparend über den Winter zu bringen. Wenn man von einer Chilisorte kein Saatgut gewinnen konnte oder wenn es sich um einen Hybriden handelt, der sich nicht weiter zu einer neuen Chilisorte stabilisieren lässt, bietet sich eine Stecklingsvermehrung ebenso an.
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Benötigt wird ein Kokostabs für jeden Steckling, ein Pikierstab oder Schaschlikspieß, eine Schere, ein scharfes Messer oder besser eine Rasierklinge, eine kleine Schale mit lauwarmem Wasser zum Einweichen des Kokostabs, ein Minigewächshaus und natürlich eine Chilipflanze, von der ein Steckling geschnitten werden kann. Die Schneidewerkzeuge sollten desinfiziert werden.

Am besten trifft man zuerst alle Vorbereitungen bevor der Chili-Steckling geschnitten wird. Die Zeit bis zum Einsetzen in den feuchten Kokostab muss so kurz wie möglich sein, damit die Schnittkante nicht oxidiert. Zuerst muss daher der Kokostab eingeweicht werden.

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Bild 1: Einweichen eines Kokostabs

Mit dem Pikierstab (oder einem Schaschlikspieß) wird nun das Loch für den Steckling vorbereitet. Es darf ruhig einen etwas größeren Durchmesser als der Steckling haben. Das Kokos muss sowieso am Steckling nach dem Einsetzen angedrückt werden.

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Bild 2: Vorbereiten des Kokostabs

Als nächstes wird der Steckling ausgesucht und mit der Schere abgeschnitten. In diesem Fall ist es die Spitze des rechten Astes im Bild, die oberhalb des fünften Blattknotens (gezählt von der Spitze) abgeschnitten wird. Der Steckling hat also vier Blattknoten. Mehr sollten es nicht unbedingt sein, denn je größer der Steckling ist, desto schwieriger ist die Versorgung, da ja anfangs keine Wurzeln vorhanden sind. Der Steckling darf auch nicht zu groß für das Minigewächshaus werden. Ein oder zwei Blattknoten müssen aber mindestens vorhanden sein, da sich an diesen Stellen später neue Triebe bilden und so ein neues Astwerk entsteht. Der Stiel sollte auch noch grün, also nicht verholzt sein.

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Bild 3: Chilipflanze von der Stecklinge geschnitten werden

Blüten und evtl. beschädigte Blätter entfernt man vom frisch geschnittenen Steckling.

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Bild 4: Vorbereiten des Stecklings

Da nun mittlerweile die Schnittkante wahrscheinlich angefangen hat zu oxidieren und der Druck der Schere wahrscheinlich einen Teil der Leiterbahnen im Stiel zugedrückt hat, schneidet man nochmal mit einem scharfen Messer oder einer Rasierklinge sauber ein kleines Stück des Stiels ab. Dabei sollte man aufpassen, dass der Stiel noch lang genug für das Einsetzen in den Kokostab ist. Eine saubere Schnittkante ohne zugedrückte Leiterbahnen erleichtert die Wasseraufnahme des Chili-Stecklings durch den Stiel.

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Bild 5: Schneiden einer sauberen Schnittkante am Stiel

Den Chili-Steckling setzt man sofort in den eingeweichten und vorbereiteten Kokostab ein und drückt den Kokos am Stiel an. Gut eignet sich ein Pikierstab dafür.

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Bild 6: Einsetzen des Stecklings

Der Steckling hat nun nur noch ein kurzes Stück Stiel und die Blätter für die Wasserversorgung. Daher darf er die nächsten Wochen nicht austrocknen. Die Temperatur darf weder zu hoch, noch zu niedrig sein. Die Verdunstung über die Blätter muss verhältnismäßig gering bleiben.

Unterhalb der normalen Zimmertemperatur dauert es lange bis sich erste Wurzeln bilden. Wenn es zu kühl ist, gibt es öfters sogar überhaupt keine Wurzelbildung. Gute Erfahrungen wurden mit Temperaturen von um die 25°C gemacht. Zur Verhinderung der Austrocknung und zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kommt ein aus mehreren Lagen Küchenrolle gefaltetes feuchtes Kissen unten ins Minigewächshaus. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit wird der Steckling auch über die Blätter mit Wasser versorgt.

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Bild 7: Unterbringung des Stecklings im Minigewächshaus

Das Minigewächshaus sollte ab jetzt so hell wie möglich stehen, aber ohne direkte Sonneneinstrahlung, damit es sich nicht zu stark aufheizt. In meinem Chilihaus unter der LED-Beleuchtung sind diese Bedingungen erfüllt. Ein Standort an einem hellen Fenster würde auch funktionieren, aber an meinem Südfenster ist die Sonneneinstrahlung zu stark. Es müssen Bedingungen vermieden werden, bei denen der Steckling zu viel Wasser über die Blätter verdunstet, denn die Wasseraufnahme über den Stiel ist begrenzt.

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Bild 8: Standort mit hellem Licht aber keiner direkten Sonneneinstrahlung

Die Methode funktioniert anstatt mit Kokostabs oder Eazy Plugs auch gut mit Chili-Stecklingen, die in Steinwolle eigesetzt und in ein Minigewächshaus gestellt werden. Die beiden Stecklinge auf dem folgenden Foto hatten durchgehend Temperaturen zwischen 22 und 25°C und eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Sie brauchten unter diesen Bedingungen etwa 6 Wochen bis sie Wurzeln gebildet hatten. Sie blieben noch ein paar Tage länger stehen, bis die Wurzeln schon aus der Steinwolle heraus wachsen.

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Bild 9: Bewurzelte Chili-Stecklinge in Steinwolle

Die Stecklinge haben nun genügend Wurzeln gebildet, dass sie problemlos anwachsen können. Sie werden in Blumenerde eingetopft. Dabei kann die Steinwolle dran gelassen werden. Da die frische Blumenerde Nährstoffe für ein paar Wochen mitbringt, wird erst frühestens in 4 bis 6 Wochen mit der Düngung angefangen.

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Bild 10: In Blumenerde eingetopfte Chili-Stecklinge

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