Wir hatten hier Mitte der 80er mal Probleme mit dem Fuchsbandwurm. Seit dem bin ich etwas übervorsichtig, mit dem was ich mir aus dem Wald oder Park hole.
Aber das ist lange her und Du hast Recht. Einfach gründlich waschen und gut ist.
Damit hast Du sicher - etwas - Recht. Ich bin ja PSV (Pilzsachverständiger) und musste mich deshalb mit diversen Themen jenseits der Vergiftungen durch Pilze intensiver beschäftigen. Dazu hörte ich auch einige Vorträge von Ärzten in der Vergangenheit.
Es gibt aber 2 Dinge, die m.E. masslos übertrieben werden:
1) Der Fuchsbandwurm. Fälle davon sind sehr, sehr selten. Der "Infektionsweg" verläuft immer über Kot. Und dieser Kot muss noch recht frisch sein, also nicht ausgetrocknet. Ansonsten sind die Eier des Fbw sehr schnell kaputt. Schon beim Sammeln sollte man natürlich keinesfalls verschmutzte Blätter oder Pilze mitnehmen. Insofern sinkt das Risiko schon fast auf null. Ich lege auch Salat usw. immer kurz in Wasser ein und spüle die Blätter, Bärlauch natürlich auch. Bei Steinpilzen geht das nicht, wenn man nicht matschige Pilze haben will. Die putze ich mit einem Pilzpinsel sauber und alles, was auch irgendwie schmutzig aussieht, wird rausgeschnitten.
2) Radioaktivität (Tschernobyl). Mein alter Pilzlehrer sagte immer: wer weniger als 13 kg im Jahr isst, braucht sich da auch nicht zu sorgen. Ist vielleicht etwas übertrieben. Aber was er damit sagen wollte: ein maßvolles Essen von Pilzen (selbst Maronen, die bekanntlich viel Radioaktivität aufnehmen) und allem anderen eigentlich sollte man von der Gefahr her nicht überbewerten. Das Zeug, was wir im Supermarkt kaufen ist in vielerlei Hinsicht viel schädlicher (Farbstoffe, Konservierungsmittel, Verunreinigungen aller Art usw.). Klar, Radioaktivität ist etwas anderes. Aber die meisten von uns fliegen auch durchaus gerne mal in den Urlaub. Wenn man die Menge an Strahlung auf einem Langstreckenflug nimmt, ist das auch nicht unerheblich. Und Piloten und Stewardessen leben normalerweise auch recht lang.
Aber es ist richtig, auch vor verhältnismässig geringen Gefahren zu warnen. Denn der Fbw ist ziemlich bösartig. Aber mit Vorsicht tendiert diese Gefahr gegen 0.
Was dagegen m.E. viel gefährlicher ist: direkt am Straßenrand gesammelte Pilze sowie im Wald wachsende Champignonarten in größeren Mengen. Warum? Weil sie im wahrsten Sinne des Wortes "Schwämme" für Schwermetalle aus Autoabgasen usw. sind. Insofern würde ich auch Bärlauch immer etwas weiter weg von der Straße sammeln. Und auch nicht in der Stadt. Hundepipi ist zwar kein schöner Gedanke, aber sicher harmloser als der Dreck aus den Autos. Wieviel das ist, sehe ich immer in meinem Billardkeller, der ein Kellerfenster an eine der befahrendsten Straßen Deutschlands hat. Man möchte gar nicht glauben, wie dick die Feinstaubschicht nach 1-2 Monaten auf allem ist. Vor allem, wenn man das Fenster offen hatte.
Bei Pilzen kommt dann noch oft die Gier dazu - wie ich in meinen Beratungen immer sehen kann. Leute sammeln alles ein, haben aber überhaupt keinen Plan davon, was evtl. giftig ist. Dazu kommt noch, daß sie gammlige Speisepilze unbedingt verwerten wollen. Auch der beste Speisepilz wird mit der richtigen Schimmelart richtig giftig. Beim Bärlauch sollte man halt dann auch sicher das
Maiglöckchen und die Herbstzeitlose unterscheiden können.
Und last but not least: am Allergefährlichsten sind m.E. Zecken. Einerseits durch FSME. Aber dagegen lässt sich ein vernünftiger Mensch in betroffenen Gebieten impfen, wenn er oft in der Natur ist. Schlimmer ist die Borreliose. Gegen die europäische Art gibt es keine Impfung. Und ich kenne ein paar Leute, die damit inzwischen schon jahrelange, ernste Probleme haben. Also immer die Haut nach ausgiebigen Gängen in die Natur (kann aber auch in der Stadt passieren!) absuchen nach Zecken.
Wer es kann, hat aber sehr viel Spaß beim Sammeln.