Ich hatte neulich die Idee, einen Chilli Whisky anzusetzen. .... Ich habe da auch einige zuhause und bilde mir ein, das ein oder andere dazu zu wissen - nur falls Interesse besteht.
Ich habe so einiges an Chili-Whiskey produziert. Bei mir mehr Whiskey als Whisky. Ich liebe inzwischen
gute Bourbons, wenn ohne Chili.
Ganz wichtig ist m.E. die Auswahl der Chillies. Wenn etwas mehr als nur scharf rauskommen soll, sollte man sich auf sehr aromatische Chillies konzentrieren. So fand ich z.B. 1/2-1 Habanero Orange recht gut auf ca. 0,3 L Schnaps. Man sollte auf keinen Fall Superhots oder große Mengen scharfe Chillies nehmen. Das wird vielleicht dann ein guter Partygag, wenn man davon jemandem was einschenkt - aber das ist einfach nur heftig und stark unangenehm. Es ist erstaunlich wieviel Capsaicin durch den Alkohol gelöst wird und wie heftig scharf der Schnaps wird.
Zum Alkohol: ich persönlich finde es zu schade, einen sehr guten Whisky/Whiskey dafür zu nehmen. Denn die feinen Whiskeynoten sind definitiv nicht mehr erschmeckbar, wenn man zumindest eine gewisse Schärfe überschreitet. Und das ist ja irgendwie der Sinn eines Chiliwhiskeys. Ich habe mit diversen Schnäpsen, Whiskies und Whiskeys experimentiert. Ein sehr geeigneter Whiskey ist m.E. der Ranchwood von Penny. Das ist ein billiger Bourbon, der nicht schlecht ist - auch gut geeignet zum Kochen. Für's Pur-Trinken ist der natürlich viel zu flach. Da ist wenig Abgang usw. Aber er ist andererseits nicht aufdringlich wie andere Billiggesöffe. Nimmt man einen zu rauchigen Scotch oder auch einen Tennessee-Whiskey mit viel "Kohle", wird man z.B. eine sanfte Habanero-Note zu sehr damit übertönen.
Noch besser gefiel mir ein "geschmackloser" Wodka als Chilischnaps. Ich könnte mir auch einen Doppelkorn mit wenig/keinem Eigengeschmack gut vorstellen. Mit diesen Alkoholika kommen auch feinere Chiliaromen gut heraus.
Last but not least: die Zeit des Ansatzes spielt eine sehr große Rolle. Nach 2-3 Monaten ist da noch nix reif. In einer Bügelverschlußflasche angesetzt kann man immer wieder kleine Mengen probieren, was richtig interessant ist. Erst nach ca. 1 Jahr und mehr fand ich die Chilischnäpse richtig gut. In den ersten Monaten ist das irgendwie "raß", wie wir hier in Bayern sagen. Also irgendwie aufdringlich, unausgegoren, rauh ... usw. Nach 1-2 Jahren ist der Chiliansatz fein schmeckend, rund, einfach viel besser.
Jenseits von Chilikreationen bin ich inzwischen wieder auf dem Bourbontrip. War viele Jahre mehr Scotchtrinker. Aber ein guter Bourbon/Tennessee/Rye ist auch was Feines. Und damit meine ich nicht das Supermarkt-Zeug (Jack Daniel's, Jim Beam etc.). Recht günstig und doch sehr gut ist z.B. der George Dickel No. 12. Sogar der Jack Daniel's Rye ist viel besser als sein Preis. Wohlgemerkt,
Rye, nicht der 08/15 schwarze oder grüne Jack. Preislich anspruchsvollere Bourbons und Ryes "können natürlich mehr"